Mit der aufkeimenden Klassik-Begeisterung im Europa des 19. Jh. richtete sich das Interesse mehr und mehr auf die "kulturellen Wurzeln europäischer Kultur im Griechentum". Verbunden mit einer gehörigen Portion aufkommendem Nationalismus führte das in Europa zu einer breiten Unterstützung der griechischen Befreiungsbewegung gegen die "osmanische Besetzung", und so wurde eine Art neuzeitlicher Kreuzzug ins Leben gerufen. Nach der griechischen Unabhängigkeit 1830 wurde der Felsen denn auch von allem gesäubert, was als nichtklassisch eingeordnet wurde. Entsprechend der Vorstellung, die man von den eigenen kulturellen Ursprüngen entwickelte hatte, entstand eine kahle Felslandschaft mit einzeln aufragenden, monumentalen antiken Ruinen. Im Wesentlichen finden wir sie so noch heute vor, und in dieser Form hat sich der Akropolisfelsen in unserem Bewußtsein als alles überragendes Symbol der Wurzeln griechischer und europäischer Kultur fest etabliert.
Keine Frage – die Bauten wirken großartig und lassen bis heute den Geist erahnen, der sie zwischen 450 und 400 vor Christus in extrem kurzer Zeit hervorgebracht hat! Die hier entwickelten architektonischen Formen sind als Kopien, Motive und Muster millionenfach als europäisches Erbe in die Architektur aller Erdteile eingeflossen. Kaum eine Stadt, die nicht an zentraler Stelle einen Repräsentationsbau mit typischer Giebelfassade nach Vorbild des Erechtheion oder der Propyläen vorzuweisen hat, kaum eine Straße ohne Zitate griechischer Säulen an Fassaden oder Hauseingängen.
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